COMMEDIA DELL’ARTE
Diese Theaterform entwickelte sich in Italien im 16. Jahrhundert aus dem spätrömischen Volkslustspiel und den Karnevalsfesten in Venedig, wurde von Wandertruppen über ganz Europa verbreitet und hatte großen Einfluss auf das französische und deutsche Lustspiel des 17. und 18. Jahrhunderts und das Wiener Volkstheater.
Die Stücke wurden nicht nach einem streng vorgegebenen Text gespielt, sondern die Schauspieler wendeten – so paradox es auch klingen mag – die “vorbereitete” Improvisation an. Sie gingen von grob umschriebenen Szenenabläufen aus, ließen ihre Phantasie spielen und gestalteten das vorgegebene Szenario in ihren Proben.
Ihre Stoffe bezieht diese Theaterform aus dem Volksleben und nimmt satirisch Erscheinungen des Alltags aufs Korn. Die Commedia dell‘arte war nie bloßes Unterhaltungstheater oder virtuose Clownerie, sondern eine Art kritisches Spiegelbild der Gesellschaft. Die Stücke wurden unter freiem Himmel auf dem Marktplatz gespielt, die Zuschauer kamen aus allen Volksschichten – hier handelte es sich um echtes Volkstheater.
Die Hauptfiguren der Commedia dell’Arte – Pantalone, Dottore, Arlecchino, Brighella, Colombina, u.a. – waren regelmäßig wiederkehrende Typen der Commedia dell‘arte. Die ersten vier trugen Masken und waren somit typisierte Vertreter einer bestimmten menschlichen Haltung. Diese Figuren repräsentierten je eine gesellschaftliche Kraft.
Für das Publikum war ein Commedia-Spiel demnach eine Begegnung mit seiner eigenen Welt: mit den Machtstrukturen (Familie, Staat, Gesetz,…) und den Ängsten (Krankheit, Hunger, Tod), die den Alltag bestimmten. Diese Begegnung war eine Form der Bewältigung. Indem die Vertreter der herrschenden Klassen im Spiel der Lächerlichkeit preisgegeben wurden, und indem die Diener sich sehr frei artikulieren konnten, war es dem Zuschauer möglich, Ängste abzubauen und Gefühle auszuleben.
Hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung wird man der Commedia dell‘arte eine männerorientierte und patriarchalische Mentalität sicher nicht absprechen können: die Frau, sofern sie in Erscheinung tritt, ist in der Rolle der Dienerin oder der Geliebten, also in die Rolle des verfügbaren Objekts verwiesen, wenn man von gewissen emanzipatorischen Ansätzen bei Colombina absieht.
Kommentar Bühne H'stein
Das Sommerstück „Der Lügner“ wird von Andreas Krenner ganz klassisch im Stil der Commedia dell’arte inszeniert.
Besetzung
Backstage
Fotos Gesamt: 70