Gustav Streicher (1873-1915), ein Zeitgenosse von Karl Schönherr und Franz Kranewitter, ist wohl zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Aufs engste mit seiner oberösterreichischen Heimat verbunden, schrieb er mehrere Romane und Schauspiele, von denen das bäuerliche Volksstück “Am Nikolotag” (1902) und die Bauerntragödie “Stephan Fadinger” (1903) verdienten Erfolg hatten. Seine Gestalten gründen nicht auf bewährten Schablonen, sondern auf ureigenen Erfahrungen; seine Innviertler Bauern sind echt und aus dem Leben geradewegs auf die Bühne gesetzt.
Streicher kommt in seinen Werken auch zu einem neuen Heimatbegriff. Nicht Grund und Boden allein sollen dieselbe darstellen, sondern die Menschen, die darauf leben, und um derentwillen die Heimat auch verlassen werden muss, wenn es sich um ihr Glück und um ihre Ehre handelt. Ja, er geht noch einen Schritt weiter: Eine Heimat besitzen ist mehr als da leben zu dürfen. Heimat ist gleich Friede und Freiheit. Streicher ist Realist und ein ausgezeichneter Beobachter. Es gibt viele Momente, die mit Berechtigung auch in unsere Zeit passen. Wo begegnet man heute nicht Auseinandersetzungen um der Machtinbesitznahme willen? Wo gibt es keine Verfolgten, Inhaftierten und Gejagten ihrer politischen und religiösen Haltung wegen? Die Welt von heute ist mehr denn früher ein Kessel voll Hass, Missgunst und Neid, Elend und Gram.
Stephan Fadinger – ein Stück, das zum Nachdenken anregen könnte über die heikle Thematik “Abrüstung und Frieden in der Welt”.
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