„Die Nashörner“ aus dem Jahr 1957 ist auch heute noch von einer bedrückenden Aktualität. Ionesco versammelt darin eine Vielzahl von Figuren, die prototypisch für eine bestimmte gesellschaftliche Schicht bzw. ein bestimmtes Weltbild oder eine Lebensanschauung stehen. In Summe erlebt das Publikum hier also in gewisser Weise einen Querschnitt durch unsere Gesellschaft und verfolgt die Veränderung der Personen und damit der Gemeinschaft.
Zu Beginn trampeln vereinzelt Nashörner über den Dorfplatz. Dies wird zunächst nur von wenigen wahrgenommen und als Einbildung abgetan, bis dann immer mehr Figuren, ob aus Angst oder freiwillig und auf eigenen Wunsch, sich dem Druck der Masse beugen und Teil dieser Herde werden. Allein zurück bleibt der Hauptprotagonist Behringer, welcher der „Rhinozeritis“ als Einziger widersteht: “lch bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende. Ich kapituliere nicht!”
Ionesco bedient sich somit eines Bildes, das die Verwandlung des Einzelnen sehr plastisch darstellt: nach und nach wächst einem Menschen nach dem anderen ein Horn auf der Stirn. Die ganze Menschheit – in diesem Stück repräsentiert durch die Bewohner:innen einer französischen Kleinstadt – wird zu einer einzigen Nashornherde, dem Sinnbild einer totalitären, uniformen Gesellschaft.
Kommentar Regie
Eine endgültige Interpretation des Stückes wäre vermessen. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wollte Ionesco jedoch an jeglichem totalitärem Regime, aber auch am Verhalten des Volkes, das derartige Regimes ermöglicht, Kritik üben und damit den Blick dafür schärfen, wie es zu derartigen „Massenphänomenen“ kommen kann.
Kommentar Bühne H'stein
Nach „Die Kahle Sängerin“ (Lenziade 2002) hat Regisseurin Manuela Schuster ein weiteres Stück des französisch-rumänischen Dramatikers Eugène Ionesco (1909 – 1994), der als einer der bedeutendsten Vertreter des Absurden Theaters gilt, für die Bühne Heidenreichstein ausgesucht.
Besetzung
Backstage
Fotos Gesamt: 160