In einer Folge von 13 Bildern werden die Kriegsjahre 1938-1945 anhand der Erlebnisse des Wiener Fleischhauermeisters Karl Bockerer vorgeführt. Bockerer, eine Variante des Schwejk, ist ein geradliniger Charakter, der findet, dass er es nicht nötig hat, sich so wie seine Frau und sein Sohn Hans der nationalsozialistischen Bewegung anzuschließen und so unsinnige Verordnungen wie die Nürnberger Rassengesetze, die ihn um den gewohnten Tarockpartner, den jüdischen Rechtsanwalt Dr. Rosenblatt, bringen, gutzuheißen.
Inmitten seiner zaghaften bzw. fanatisierten Umgebung wirkt Bockerers Individualismus wie Anarchie, seine Renitenz gerät bisweilen gefährlich in die Nähe politischen Widerstandes.
KRITIKEN ZU “DER BOCKERER
“Der Bockerer ist ein saftiges Volksstück mit pointierten Dialogen, glänzend gezeichneten Typen, getragen vom Wiener Lokalkolorit.” (SZ, 28.5.1984)
“Karl Bockerer, das ist wahr, ist keiner, der den großen politischen ‘Durchblick’ hat, er ist kein Überzeugungstäter, kein Widerstandskämpfer, kein Antifaschist. Dennoch: Bockerers Querschädligkeit, seine Schlitzohrigkeit haben Charakter, haben politische Kraft. Ein tiefes Misstrauen gegen die großen Phrasendrescher, Hochstapler der Geschichte ist ihm eingewurzelt. Karl Bockerer ist der Antityp des Mitläufers und damit als solcher aller Ehren und aller fortdauernden Aufmerksamkeit wert.” (Theater heute, 1983)
Doch gering schätzen sollte man sie dennoch nicht, die Bockerers. Es lohnt darüber nachzudenken: Hätte es mehr von ihnen, hätte es nur sie gegeben – wären die Nazis an die Macht getragen worden? Sie wären es nicht. Denn ohne Mitläufer geht es nicht – und genau dazu taugen die Bockerers nicht. Ein für allemal nicht – auch heute nicht.” (Stuttgarter Zeitung, 20.5.1983)
“Ein antifaschistisches Stück a posteriori, in dem die Identifikationsfigur Bockerer am Schluss mahnt: ‘Aufpassen müss mer halt. Wia-r-a Luchs.'”(Theater heute, 1986)
“Bockerer hat Herz und Mundwerk am rechten Fleck. Er schert sich einen Dreck um die Meinung der Leute und zeigt, wie unheldisch und im Kleinen Widerstand beginnt. Er ist ein lebenserfahrener, eindringlicher und unbequemer Mahner zur Wachsamkeit.” (Frankfurter Rundschau, 4.6.1986)

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