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Manfred

„Bleibt mir gewogen!“


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Nachruf Manfred Wurz (1940-2021)

 

„Bleibt mir gewogen!“ Mit diesen Worten, einem Goethe-Zitat, hat sich Manfred in letzter Zeit oft verabschiedet. Nun ist er für immer gegangen. Eigentlich kann man sich die Bühne Heidenreichstein ohne ihn gar nicht vorstellen...

Manfred Wurz war zwar kein Gründungsmitglied, er kam aber schon 1986 in unsere Gruppe, als er im „Michael Kohlhaas“ eine kleine Rolle übernahm. Bis 2019 war er an über 70 Produktionen der Bühne Heidenreichstein beteiligt, entweder als Schauspieler oder als Regisseur, und er hat praktisch bei jedem Stück in irgendeiner Form am Bühnenbau bzw. Bühnenabbau mitgewirkt.

Als Regisseur gab er sein Debüt mit dem zeitkritischen Volksstück „Zwölfeläuten“ von Heinz R. Unger. Manfred war ein großer Fan des Schweizer Dramatikers Friedrich Dürrenmatt und inszenierte im Lauf der Jahre „Ein Engel kommt nach Babylon“, „Herkules und der Stall des Augias“ und „Der Meteor“. Er liebte Nestroy, aber auch spanische Komödien. So brachte er 1993 „Der Talisman“ und 2006 „Don Gil von den grünen Hosen“ auf die Bühne im Pfarrhof.

Als Schauspieler bewies er seine große Einfühlungsgabe und Wandelbarkeit, egal ob er eine kleine Nebenrolle oder eine Haupt- oder Titelrolle übernahm. Unvergesslich bleiben sein „Bockerer“, „Der Geizige“ und „Der eingebildete Kranke“, sein Zauberkönig in „Geschichten aus dem Wiener Wald“, der Professor Rath in „Der blaue Engel“, die Hexe in „Hänsel und Gretel“, der Theaterdirektor Emanuel Striese in „Der Raub der Sabinerinnen“ oder der Peppone in „Don Camillo und Peppone“. Manfred war auch für experimentelle Stücke zu haben und trat mit großem Vergnügen in „die humanisten“, „Picknick im Felde“ oder „Unternehmen Kornmandl“ auf.

Seine große Liebe war die Lyrik von Autoren wie François Villon, Heinrich Heine, Christian Morgenstern und besonders Anton Wildgans. Manfred hatte stets ein großes Repertoire an Gedichten und Balladen im Kopf und konnte aus dem Stand ohne weiteres eine halbe Stunde rezitieren – und das nicht nur auf der Probebühne oder im Gasthaus, sondern auch während eines Reifenwechsels.

Manfred brachte seinen besonderen Stil in die Bühne Heidenreichstein. Er war ein sehr nachsichtiger und gutmütiger Regisseur („Das Wunder wird geschehen / Das Wunder ist geschehen“) und ein großer Volksschauspieler. Er war humorvoll, selbstkritisch und pragmatisch, und man konnte ihn immer fragen, wenn zwei Hände zum Anpacken gebraucht wurden. Er war weit mehr als ein Theaterkollege. Für die meisten unter uns war er ein echter Freund, ein Gleichgesinnter und Komplize bei der Umsetzung jeder auch noch so verrückten Theateridee.

Lieber Manfred, wir werden dich vermissen, aber nie vergessen. Und wir werden dir stets gewogen bleiben.

Manfred